7. Ein Fischlein auf glitzerndem Grün

„MAKE ART NOT WAR“, stand auf dem Schild,
mit Filzstift auf Pappe geschrieben,
daneben ein Typ – zahnlos und wild.
Da bin ich stehngeblieben.

Sein Besitz war verpackt in Tüten und Taschen.
Er sagte, im Schlafsack sei ihm nicht kalt,
während er zärtlich aus Nagellackflaschen
winzige Steinchen bemalt.

Ich kaufte ihm einen Kiesel ab,
ein Fischlein auf glitzerndem Grün,
das ich seitdem in meiner Tasche hab‘
und das mich erinnert an ihn.

Dann kam der Dezember und mit ihm der Frost,
da musst ich dauernd an ihn denken.
Ich wollt‘ ihn besuchen und ihm zum Trost
etwas zu Weihnachten schenken.

Doch als ich dort ankam ihn zu überraschen,
bot sich ein verstörendes Bild:
Ein Grablicht stand vor seinen Tüten und Taschen
und vor seinem Pappdeckel-Schild.

Bestimmt ist er nur kurz zum Bäcker gelaufen,
sag ich meinem laut klopfenden Herz.
Ich werde ihm nächstes Mal etwas kaufen.
Doch in mir blieb ein nagender Schmerz.

Und als ich wieder vorbeigekommen,
da war sein Platz vollkommen leer.
Jemand hat alles mitgenommen.
Es war nur die Frage, wer.

War er einfach weitergezogen
zusammen mit all seinen Siebensachen?
Oder hab‘ ich mich selbst belogen,
um mir keine Sorgen zu machen?

Ich weiß nicht, ob er im Himmel ist
oder an einem andern Ort,
ob ihn auf der Welt irgendjemand vermisst.
Ich weiß nur, aus meinem Herzen ist er nicht fort.

Er hat mir ein Fischlein hinterlassen,
das flüstert mir leise ins Ohr:
„Du könntest ihm ja ein Lied verfassen,
gemäß seines Mottos: Make art not war.“

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